Veröffentlicht: 10.08.2023
Autor Timo Schnalzger

Dr. Timo Knoche

Zahnarzt & Inhaber der Zahnarztpraxis Confident

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Zahnarzt erklärt Patienten die Wirkung von Fluorid

Ist Fluorid schädlich?

Immer wieder sprechen uns Patienten darauf an, ob Fluorid schädlich für ihre Zähne ist oder ob sie sich gar damit vergiften können. Wir klären, was an dem Gerücht dran ist und auf welche Besonderheiten man bei Kindern achten muss.

Veröffentlicht: 10.08.2023

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Was sind eigentlich Fluoride?

Als Fluoride bezeichnet man die Salze der Flusssäure. Sie kommen praktisch überall auf der Welt im Trinkwasser vor. Über das Trinkwasser werden sie von Tieren und Pflanzen aufgenommen, sodass wir auch durch den Verzehr von Nahrungsmitteln Fluoride zu uns nehmen.

Geschichte von Fluorid

Schon vor über 100 Jahren wurde diskutiert, ob Fluoride einen positiven Effekt im Rahmen der Kariesprophylaxe haben können. Der große Durchbruch für fluoridhaltige Zahnpasten kam jedoch in Europa erst in den 1950er-Jahren. Fast genauso lange wird diskutiert, ob es sich bei dem Fluoridzusatz in der Zahncreme um einen Segen oder einen Fluch handelt.

Nicht verwechseln: Fluor und Fluorid

Gelegentlich hört man von Laien, dass sie keine Zahnpasta mit Fluor benutzen. Das würden wir allerdings auch nicht! Fluor ist ein Halogen und in elementarer Form ähnlich aggressiv und schädlich wie Chlor. Gemeinsam mit Wasserstoff bildet es die hochgiftige Flusssäure, die vor allem dafür bekannt ist, dass sie Glas stark angreift und verätzt.

Fluoride: Von Feind zu Freund

Fluoride entstehen, wenn die Flusssäure mit anderen Elementen, z. B. Natrium, reagiert. Die durch diese Reaktion entstandenen Fluoride weisen keine der schädlichen Eigenschaften der Ausgangsstoffe mehr auf, ähnlich wie Natrium und Chlor, die gemeinsam harmloses Kochsalz bilden. Die beiden Begriffe sollte man darum immer auseinanderhalten.

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Darum ist Fluorid gut für die Zähne

Fluoride sind also kein Fluor, doch was tun sie jetzt für die Zahngesundheit? In der richtigen Dosierung hat Fluorid gleich mehrere positive Eigenschaften für die Zahngesundheit. Fluoride vernichten Bakterien und sind unverzichtbar zur Reparatur

Fluoride sind schädlich – für Bakterien

Einige Fluoride (insbesondere Aminfluorid und Natriumfluorid) haben die für uns sehr angenehme Eigenschaft, dass sie Bakterien im Mundraum aktiv bekämpfen. Wer seine Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzt, trägt also direkt zur Reduzierung der Kariesbakterien bei.

Fluorid hilft Zähnen beim Heilen

Säuren, wie sie zum Beispiel entstehen, wenn Kariesbakterien Zucker umwandeln, führen zu einer Entmineralisierung des Zahnschmelzes. Schreitet diese ungehindert fort, kommt es zur Entwicklung einer Karies, also dessen, was man umgangssprachlich als „Loch im Zahn“ bezeichnet.

Fluorid – ohne geht’s nicht!

Zum Glück ist unser Körper gegen diese Vorgänge gewappnet. Im Speichel befinden sich mineralische Ionen (z. B. Kalzium), die den Zahnschmelz remineralisieren können. Um diese Ionen aus dem Speichel zu lösen, ist allerdings Fluorid unverzichtbar. Das bedeutet, ohne regelmäßige Fluoridzufuhr funktionieren die Selbstheilungskräfte unsere Zähne nicht.

Patientin bei zahnärztlicher Behandlung

Härtere Zähne durch Fluorid

Doch Fluorid hilft nicht nur dabei, unsere Zähne zu heilen, es trägt auch dazu bei, dass sie von vornherein widerstandsfähiger gegen schädliche Einflüsse zu machen.

Starker Zahnschmelz

Fluoridionen werden in den Zahnschmelz integriert, wodurch er stärker und härter wird. Das geschieht jedoch nur während der Aufbauphase des Zahnschmelzes. Diese ist mit ca. 8 Jahren abgeschlossen.

Zahnfluorose: Gefahr für Kinder?

Kinder und Fluoride sind ein Thema, das wir uns noch näher ansehen müssen. Eine zu hohe Konzentration an Fluorid kann tatsächlich den Aufbau des Zahnschmelzes beeinträchtigen, indem es die Ameloblasten hemmt.

Dentin Aufbau

Das sind die Zellen, die für den Aufbau des Dentins verantwortlich sind. Die Folge sind untermineralisierte Bereiche, die auf den Zähnen als helle Flecken sichtbar sind.

Kinderzahnpasta mit wenig Fluorid

Diese Bereiche weißen eine höhere Porosität auf und sind oft besonders schmerzempfindlich. Um diese als Zahnfluorose bekannte Erkrankung zu vermeiden, enthalten Zahncremes für Kinder weniger Fluorid als solche für Erwachsene. Diese sollten so lange verwendet werden, bis die Entwicklung des Zahnschmelzes abgeschlossen ist.

Zahnarzt und Experte für Fluorid lacht

Wann braucht ein Kind Fluoridtabletten?

Andererseits gibt es auch viele Kinder, die Fluoridtabletten zu sich nehmen müssen, damit ihr Zahnschmelz korrekt aufgebaut wird. Dieser scheinbare Widerspruch erklärt sich aus dem relativ geringen Fluoridgehalt im Grundwasser mancher Regionen. Im Zweifel hilft der Kinderzahnarzt bei der Entscheidung, ob Gabe von zusätzlichem Fluorid sinnvoll ist.

Potenzielle Gefahren 

Diese Tabletten sind praktisch die einzige Form, in denen Fluorid für Kinder tatsächlich akut gefährlich werden kann. Aber kann man sich wirklich mit Fluorid vergiften?

Kann man sich mit Fluorid vergiften?

Ja, man kann sich vergiften, wenn man zu viel Fluorid konsumiert – zumindest theoretisch. In der Praxis müsste man für eine akute Fluoridvergiftung ca. 350 Milligramm Fluorid zu sich nehmen. Das entspricht in etwa der Fluoridmenge, wie sie in drei Tuben Zahnpasta zu finden ist.

Akute Fluoridvergiftung sehr selten

Fälle akuter Fluoridvergiftung werden gelegentlich beschrieben. Wenn die Betroffenen Erwachsene sind, handelt es sich dabei meist um Arbeitsunfälle. Kinder vergiften sich überwiegend durch die Einnahme einer unverhältnismäßig großen Zahl an Fluoridtabletten.

Kinder außer Reichweite halten

Falls der Zahnarzt solche Medikamente verschreibt, müssen sie also unbedingt außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Bei weisungsgemäßer Einnahme besteht hingegen kein Risiko einer Vergiftung.

Fazit: Fluorid ist nicht schädlich

Fluorid kann bei extremer Überdosierung zu einer akuten Vergiftung führen. Die Gefahr, dass ein Erwachsener die dazu notwendige Menge an Fluorid über seine Zahnpasta zu sich nimmt, ist jedoch praktisch ausgeschlossen.

Fluoridtabletten sollte man hingegen – wie alle Medikamente – unbedingt außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren und nur entsprechend der Anweisung des Zahnarztes geben.

Über den Autor

Dr. Timo Knoche

Dr. Timo Knoche

Zahnarzt und Inhaber

Dr. Timo Knoche ist Zahnarzt und stolzer Besitzer der Zahnarztpraxis Confident in Esslingen. Er legt großen Wert auf qualitativ hochwertige zahnärztliche Versorgung und strebt stets nach dem bestmöglichen Behandlungsergebnis für seine Patienten. Trotz seines erfolgreichen Studiums der Zahnmedizin na der Universität Ulm ist Timo Knoche bestrebt, sich kontinuierlich weiterzubilden und auf dem neuesten Stand der Zahnmedizin zu bleiben, um seinen Patienten die bestmögliche Behandlung bieten zu können.